„Und jetzt in die Hüfte atmen“
Wie ein Yoga- und Surfurlaub in Portugal mich in eine entspannte Yogini verwandelte:
Verdattert stehe ich vor einem Doppelstockbett und fluche: „Das gibt’s doch nicht. Ich brauche dringend Urlaub, muss echt mal schlafen, und dann das hier?” Miesepetrig „begrüße“ ich auch noch die anderen Campmitbewohner, mit denen wir uns in den nächsten sieben Tagen eine Küche und ein Bad teilen werden.
Annette, unsere Yogalehrerin lässt sich nichts anmerken, versprüht eine Wahnsinnsenergie und eine mystische Ausstrahlung, die mich noch wütender macht. Und das sollen jetzt sieben Tage Entspannung und Surfen werden? Ich bin bedient.
Im Nachhinein weiß ich: Es hätte das schönste Zimmer mit Meerblick sein können, ich hätte es nicht geschätzt. Denn ich war zu diesem Zeitpunkt einfach nur kaputt. Umso mehr wurde nach dem Urlaub klar, wie sehr Yoga mich verändert hat.
Dem Urlaub in Portugal habe ich auch nur zugestimmt, weil ich die Kraft nicht mehr hatte, nein zu sagen. Vollkommen übermüdet sitzen meine Freundin Judith und ich im Bus von Lissabon nach Baleal und probieren, unsere Yogalehrerin oder den Hostelbesitzer zu erreichen – vergeblich. Wir sehen uns schon als Opfer von Betrügern. Niemand holt uns wie geplant an der Bushaltestelle ab. Irgendwann klappt es doch noch. In Portugal schlagen die Uhren halt anders.
Nach und nach trudeln immer mehr Leute ein und beziehen ihre Zimmer, die alle anders eingerichtet sind. Am Abend machen wir alle zusammen BBQ und besprechen den Ablauf der nächsten Woche. Jeden Morgen um 8.00 Uhr geht s los mit Yoga für 2,5 Stunden. Die Matten werden draußen auf der Terrasse ausgerollt. Schlecht gelaunt – ich habe natürlich nicht gut geschlafen – sitze ich auf meiner Matte neben Judith in der letzten Reihe.
Los geht es mit Atemübungen, Pranayama. Laaaangweilig.
Ich brauche Action! Zu Hause in Hamburg mache ich Power Yoga, da fließt der Schweiß, da gibt’s kaum Rumgeatme. Völlig hibbelig atme ich „in meine Hüfte“. Hallo, kann’s mal weitergehen? Wie wohl das Surfen wird?Habe ich eigentlich meine Abwesenheitsnotiz meiner Arbeits-Email eingestellt? Bis wann musste nochmal die Pressemitteilung geschrieben werden? „Britta, konzentrier dich. Atme in deine Rippen, spüre, wie sich dein Brustkorb auf und ab bewegt.“ Annette fasst mir an die Rippen, sie merkt alles. Sie merkt, wenn jemand abschweift, wenn jemand nur so larifari mitmacht. Wahrscheinlich kann sie sogar Gedanken lesen. Ich versuche, mich auf den Atem zu konzentrieren. Wann geht s denn endlich los mit den Übungen? Schließlich will mein Körper gefördert werden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beginnen endlich die Asanas, die Yogaübungen. Der Sonnengruß wird ganz ordentlich geübt, Stück für Stück. Hallo, das geht doch schneller? Schließlich will ich ins Schwitzen kommen. Irgendwann ist die Stunde fast vorbei, dann beginnt der schwierigste Part für mich: Die Endentspannung, Savasana, die Totenstellung. Man liegt auf dem Boden und macht nichts. Anschließend noch Meditation im Sitzen. Ich drehe fast durch. Und noch „OM“ singen, na herrlich. Räucherstäbchen werden auch angezündet, wo bin ich denn hier? Ich mag keine Räucherstäbchen. Immerhin fühle ich mich nach dem Yoga ganz gut, bin auch etwas ins Schwitzen gekommen (und wenn s nur an der Sonne liegt, die sich gegen zehn Uhr auf die Terrasse schiebt). Es riecht seit geraumer Zeit nach Kaffee, und dann tischt Daniel, Annettes Freund, ein großartiges, gesundes Frühstück auf.
Am nächsten Morgen wieder zerknautscht auf der Matte. Einige haben schon Muskelkater. Mir graut nur wieder vorm Stillsitzen. Es geht schon etwas besser, immerhin gibt’s keine Räucherstäbchen. Ob sie doch Gedanken lesen kann? Judith stöhnt etwas neben mir, sie hat Rücken. Und wünscht sich insgeheim Übungen gegen die Schmerzen. Annette: „Viele von euch haben bestimmt Rückenschmerzen. Ich zeige euch nun ein paar Übungen…“. Sie kann Gedanken lesen. Wie unangenehm…
Mittags geht’s zum Surfen.
Ich schmeiße mich in die Wellen. Wasser ist einfach mein Element. Ich stehe recht schnell, stürze mich immer wieder in die Fluten und merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Judiths Rücken macht leider Mätzchen, sie kann nicht mehr aufs Brett.
Zum Ausgleich gehen wir mit mehreren Leuten ins Strandcafé und bestellen Galao und Natas, portugiesische Vanilletörtchen. Lecker.
Die nächsten Tage vergehen. Judiths Rücken will sie eines Morgens vom Yoga abhalten, ich „zwinge“ sie jedoch, mitzumachen. Danach wird es besser. Yoga hilft definitiv gegen Rückenschmerzen. Daniels Massage tut noch das Weitere. Jeder, der die Massage hinter sich hat, kommt beschwingt wieder aus dem Massageraum heraus. Ich schlafe mittlerweile gut, freue mich jeden Morgen auf die Yogastunden, habe danach einen gesunden Appetit und lasse mir das unglaublich leckere Frühstück schmecken.
Wir lachen, schnattern, erzählen uns von unserem Muskelkater. Gehen surfen, mal klappt s, mal nicht. Eigentlich will ich immer überall unter den Besten sein. Hier ist es mir egal. Ich genieße jeden Tag meinen Galao und Natas im Strandcafé, kann mich jeden Tag ein wenig mehr in Savasana fallen lassen und schlafe in dem Doppelstockbett wie ein Stein. Es ist herrlich. Die Nachmittage geht es an den Strand, die Klippen oder ins kleine Dorf zum Einkaufen. Abends sitzen wir zusammen, lachen, spielen, trinken auch mal ein Bier oder drei.
Ich bin als letztes dran mit einer Massage bei Daniel. Er erzählt mir, dass er früher bei einem großen Software-Unternehmen im Marketing gearbeitet hat, bis er mit Annette, die ein Yogastudio in Hamburg aufgebaut hat, Deutschland den Rücken gekehrt hat und seitdem mit ihr in einem Bus durch Europa reist und Yogaurlaube anbietet.
Annette und Daniel haben mich auf meinen Yogaweg gebracht.
Der heißt für mich nun weniger Power Yoga mit Schwitzen um jeden Preis, sondern ein achtsames Vinyasa Ashtanga Yoga mit körperlich fordernden Übungen, aber auch Meditations- und Atemübungen, um meinen „Monkey Mind“ zu besänftigen. Yoga hat mich auf meinem Weg in den letzten Jahren begleitet, mir Halt gegeben und meinem inneren Druck Ausdruck verliehen. Er hat mich zudem achtsam gemacht für meinen Körper, mein Leben und meine Ziele.
Ja, das kann Yoga. Das hätte ich auch nie gedacht. Aber es macht irgendwas mit einem, was man nicht so richtig erklären kann. Eine Tatsache, die mich eigentlich wahnsinnig macht, denn ich will immer genau wissen, warum etwas wie ist. Aber hier heißt es einfach nur: annehmen. Und in „die Hüfte atmen“.
Haha, so ähnlich war mein erster Yogaurlaub auch :-D Umso schöner, wenn man dann nach einiger Zeit lernt abzuschalten und auch die Ruhe zu genießen. Mittlerweile nehme ich regelmäßig an den Retreats von Jana in Portugal teil (https://www.oceanandyoga.com/)… Es hilft mir zum Runterkommen und kann es wirklich nur empfehlen! Namaste
Toller Erfahrungsbericht! Schön, dass immer mehr die Synergien von Yoga und surfen zu schätzen wissen.
Dir würde unser Karma Surf Retreat (www.karmasurfretreat.com/de/) bestimmt auch sehr gut gefallen! Doppelzimmer in einer komfortablen Villa und nur 30min von Lissabon entfernt mit atemberaubenden Meerblick und tolle Wälder hinter der Villa. Wir holen Dich auch pünktlich vom Flughafen ab. ;-)
Das hört sich alles wirklich sehr entspannend an. Yoga wirkt ja sehr beruhigend. Auch kann man dabei sehr viel Energie tanken. Portugal ist garantiert eine Reise wert, wenn ich den Artikel hier so lese. Steht somit auch auf meiner TO DO – Liste. Danke für deinen Artikel und viele Grüße
Liebe Laura,
versuch mal http://www.yogabija.eu :) Liebe Grüße
Christina
Na das klingt doch nach einem wirklich schönen Urlaub. Einen Portugaltrip mit Yoga und Surfen möchte ich unbedingt mal machen! Hast du vielleicht eine Internetadresse, wo es nötige Infos gibt? Danke für den schönen Bericht,
Liebe Grüße, Laura