8 zentrale Fragen für den individuellen Rhythmus im Alltag
„It’s all about rhythm!“ – Dieser Satz kam mir kürzlich in den Kopf als ich morgens um 6.50 Uhr in der Bahn saß: zufrieden, aber mit dickem Kopf, schweren Lidern und müdem Körper. Die Nacht war zu kurz.
Warum? Weil ich mich – getrieben vom Spaß am Bloggen – nach einem Tag im Büro und nach meinen beiden Yogakursen am Abend noch an meinen Laptop gesetzt habe und im absoluten Flow kein Ende fand. An den Abenden vorher war es übrigens nicht viel besser. Als ich an diesem Abend aber anfing, waren es bereits 22 Uhr.
Der viel beredete, heiß ersehnte und sich so grandios anfühlende Flow brachte mich durch die Nacht. Der Wecker am nächsten Morgen kannte kein Erbarmen. Die Arbeit im Büro auch nicht.
Du kennst das bestimmt selbst: Du sitzt und machst und vergisst die Zeit. Ganz in Deinem Element, ganz im Flow – das Gefühl des Einsseins mit dem, was Du gerade tust. Das Gefühl, das Dich antreibt und Dich wunderbare Dinge erschaffen lässt. Doch ich sehe an mir persönlich die Tücken, die überhand nehmende Flowerlebnisse mit sich bringen können.
Die Tücken des Flow
Wir haben doch alle – ganz besonders bei Herzensdingen – bestimmte Ansprüche. Selbst wenn nicht dauert das, was wir tun möchten, oft länger als gedacht. Macht ja nichts, denn wir sind absolut fokussiert im Flow und merken gar nicht, wie die Zeit verstreicht.
Das ist nicht unbedingt immer hilfreich, vor allem nicht, wenn es mehrere Nächte nacheinander passiert. Ein bis zwei sehr kurze Nächte stecke ich noch gut weg, aber dann wird’s kritisch: Mein Energielevel sinkt, meine Nerven liegen blank, meine Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer und in den Spiegel will ich schon gar nicht mehr schauen …
Da saß ich also an diesem grandios sonnigen Morgen in der Bahn und fühlte Reue. Reue darüber, dass ich:
- Meine Abendroutine vor dem Schlafengehen über den Haufen geworfen habe
- Trotz Müdigkeit die Arbeit am Abend nicht einfach habe ruhen lassen
- Nicht loslassen konnte, um meinem Schlafbedürfnis nachzukommen
- Meinen Rhythmus ignoriert habe
Der Rhythmus macht’s
Tätigkeiten mit Floweffekt sind unschlagbar und wichtig für uns. Aber auch ein Flow braucht im Sinne des Wohlbefindens Grenzen. In der Musik meint Rhythmus die Struktur und Dauer von Schall und Stille. Rhythmus hat einen bestimmten Takt, ein Tempo, mal laut, mal ruhig – ein permanentes Wechselspiel.
Auch aus der Natur kennen wir Rhythmus, denken wir nur an Tag – Nacht, Ebbe – Flut, Sommer – Winter … Unser ganzes Sein ist von Rhythmus bestimmt. Eine gewisse Taktung gibt uns natürlich auch die gesellschaftliche Struktur vor, z. B. oder v. a. wenn wir im Angestelltenverhältnis arbeiten. Für einen ausgeglichenen Rhythmus, der unserer eigenen Natur entspricht, müssen wir selbst für eine gewisse Taktung sorgen, z. B. :
- In der Freizeitgestaltung: Keinen Freizeitstress aufbauen, sondern bewusst ungeplante Freiräume schaffen – nicht umsonst verbergen sich in „Freizeit“ die Begriffe FREI und ZEIT
- Mit gezielten Ruhephasen im Alltag: Mal ausbrechen aus den Verpflichtungen, für ein paar Minuten zwischendurch den Geist beruhigen und Pausen für Körper und Geist einbauen. Erst dann können wir wahrlich kreativ werden!
- Mit einem geschickten Balanceakt zwischen Arbeit und Freizeit: Diese Balance wird heutzutage unter „Work-Life-Balance“ verbucht. Das ist auch für diejenigen relevant, die wirklich Spaß an ihrem Job haben!
Finde Deinen individuellen Lebensrhythmus
Du kannst Deinen eigenen Rhythmus finden, wenn Du Dich eine Weile aufmerksam beobachtest in dem was Du tust und wie Du es tust. Mit Rhythmus finden meine ich nicht, den ganzen Tag durchzutakten. Es geht vielmehr um eine ehrliche Innensicht, um das Kennenlernen und Berücksichtigen der eigenen Grenzen. Und es geht auch um das kleine Wörtchen NEIN – sich selbst und anderen gegenüber.
8 Fragen, um Deinem eigenen Rhythmus auf die Spur zu kommen:
- Wie lange am Stück kannst Du Dich bei einer Aufgabe gut konzentrieren?
- Zu welcher Tages- oder Nachtzeit bist Du am produktivsten/kreativsten?
- Welche Tätigkeiten machen Dir wirklich Freude?
- Wann und wie spürst Du, dass Dein Körper, Deine Seele, Dein Geist genug haben und eine Auszeit brauchen – nach welchen Tätigkeiten, welchen Zeiträumen?
- Welche Aufgaben musst Du tun und kannst sie nicht delegieren?
- Was tut Dir in Deiner Freizeit gut? Sport, Kultur, in die Luft gucken …? In welchen Intervallen und zu welchen Zeiten?
- Wie sieht bei Dir das Verhältnis aus, wenn es um gemeinsame Unternehmungen mit Freunden geht? Kochen oder essen gehen? Ins Theater gehen oder eine Party besuchen? Lieber zu zweit oder in einer Gruppe?
- Sagst Du oft zu etwas Ja, obwohl Dir nicht danach ist?
Die Fragen sollen eine Orientierung bieten, um Deine Bedürfnisse herauszufiltern, die Deinen Rhythmus bestimmen. Mithilfe der Antworten kannst Du an Deinem individuellen Lebensrhythmus basteln. Erinnere Dich immer wieder daran!
Rhythmus ist veränderbar
Das Gefühl für den eigenen Lebensrhythmus verändert sich. Lebenssituationen verändern sich. Persönliche Bedürfnisse verändern sich. Äußere Faktoren beeinflussen den Rhythmus. Kurzum, alles ist im Fluss – nichts bleibt, wie es ist. Hast Du einmal einen für Dich passenden Rhythmus gefunden, muss er nicht für immer so bleiben.
Es gilt: prüfen, leben, kontrollieren, nachjustieren, leben … Und wieder von vorn!
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