Endlich ist sie wieder da: Die Zeit der sonnigen Tage! Im Sommer können wir uns endlos draußen aufhalten. Und wir werden nicht müde, die Natur in all ihren Facetten zu genießen. Bei allen Aktivitäten, die wir mit Kindern im Sommer erleben (Eis essen, Sandalen tragen, im See baden), ist diese Jahreszeit gleichsam auch ideal dazu geeignet, mental ein wenig herunterzufahren. Wenn wir uns mit und in der Natur achtsam verbinden, wirkt sich dies beruhigend auf kleine und große Geschöpfe aus. Versucht einmal die folgenden Tipps und genießt die gemeinsame „Achtsam-Zeit“:
1. Willkommen im Hotel: Wildbienen beobachten
Als ich vergangenen Sommer während eines impulsiven Shopping-Moments (ja, die gibt es auch bei uns Yoginis!) im Discounter ein einfaches Insektenhotel erstand, hätte ich nie gedacht, wieviel Glück dieser Kauf für unser Familienleben bedeuten würde. Wir stellten das mit hohlen Bambusstäben gefüllte, dreieckige Haus an eine Wand, die von der Sonne stark gewärmt und gleichzeitig regengeschützt ist. Und staunten nicht schlecht, als schon zwei Tage später die ersten „Hotelgäste“ einzogen! Wildbienen waren fortan emsig damit beschäftigt, ihre Eier in die hohlen Stäbe abzulegen und anschließend jeden einzelnen Hohlraum sorgsam zu verschließen. Kurze Zeit später versank das Hotel in einen „Dornröschenschlaf“.
Bis zum frühen Herbst mussten wir warten, ehe sich das Wunder der Natur in Form von schlüpfenden Mini-Bienen zeigte. Vor einigen Tagen ist nun bereits die zweite Generation unserer Berliner Stadt-Wildbienen geschlüpft. Unsere ganze Familie ist stolz, fühlen wir uns doch als so etwas wie die „Hebammen“ dieser kleinen, rötlichen Insekten. Das stumme Beobachten ihres Hin- und Herfliegens und ihrer unermüdlichen Art bereitet Groß und Klein wahre Glücksmomente. Es erfüllt uns außerdem mit Demut: vor dem Zyklus der Natur, vor den Wundern der Tierwelt. Und auch, wenn man Bienen nicht streicheln kann (und Wildbienen keinen Honig produzieren), lernen gerade Kinder beim Zuschauen den respektvollen und achtsamen Umgang mit Lebewesen – mögen sie noch so klein sein.
2. Eltern-Kind-Yoga: Die zwei Bäume
Sie ist sicher die bekannteste Asana für zwei: der „Doppelbaum“. Gerade jetzt im Sommer, wo die Bäume im Garten, im Park oder Wald mit all ihren Grünschattierungen um die Wette leuchten, haben wir für unsere Eltern-Kind-Yoga-Praxis noch mehr Anschauungsmaterial. Wie wäre es also, einmal den „Doppelbaum“ quasi in freier Wildbahn zu praktizieren? Sucht euch ein schönes Exemplar und spürt seine Kraft, seine Stabilität. Könnt ihr die Wurzeln des Baumes unter der Erdoberfläche erahnen? Könnt ihr bis hinauf in den Baumwipfel schauen? Wie fühlt sich seine Rinde an? Habt ihr genug „Baum“ in euch aufgenommen, stellt euch ganz nah an ihn heran. Nun verwandelt euch selbst in einen „Doppelbaum“: Hebt jeweils das äußere Bein an und kommt in eine Baumvariante eurer Wahl. Legt die Handflächen der jeweils äußeren Hand vor euch zusammen. Spürt eurem „Baum“ nach. Mehr Inspiration findest du in meinem Buch Yoga für dich und dein Kind: Gemeinsame Übungen für mehr Gelassenheit und eine starke Eltern-Kind-Bindung.
3. Einen Barfußpfad erschaffen
Zu lange haben unsere Füße den Winter über in Schuhen und Socken gesteckt. Höchste Zeit also, sie zu befreien! Seid ihr in der Natur, dann nutzt doch die Gelegenheit dazu, einen eigenen Barfußpfad zu gestalten. Meist sind die geeigneten Materialien nicht weit: Moos, Steine, kleine Hölzer, Kiefernzapfen, Eicheln, verwelkte Blumenblätter, ein stabiler Ast zum Balancieren. Ordnet die Materialien so an, dass ihr mit nackten Füßen darüber gehen könnt. Und voilà, ist der Barfußpfad auch schon fertig! Nun geht es ans Spüren: Wie fühlen sich die verschiedenen Texturen unter den Füßen an? Was kitzelt? Sprecht über eure Erfahrungen. Und vielleicht nutzt ihr die Gelegenheit dazu, euren Füßen einmal mit einer kleinen Massage zu danken: Dafür, dass ihr euch Tag für Tag auf sie verlassen könnt.
4. Den Wind auf der nackten Haut spüren
Nicht nur die Füße, auch unsere restlichen Körperteile sind nun froh, nach dem langen Winter endlich wieder direkten Kontakt mit der frischen Luft zu haben. Meine Tochter und ich legen uns an schönen Sommertagen gern einmal ausgestreckt ins Gras. Hier lassen wir uns ganz schwer in die Erde sinken. Wir „erden“ uns und werden zunehmend ruhiger. Und wir spüren ganz aufmerksam, wie der Wind über nackte Arme und Beine streicht. Wir schließen unsere Augen und sind für einige Minuten ganz bei uns. Vielleicht träumen wir aber auch – von fernen Ländern, in die uns der Wind hinüberweht…
5. Gemeinsam ein Lagerfeuer entfachen
Wenn es an lauen Sommerabenden langsam dunkel wird, entfachen wir mit unserer Hausgemeinschaft oft ein Feuer. Das Knistern der verbrennenden Äste und Zweige, die tanzenden Flammen, das Stieben der Funken in den Nachthimmel, die dunkelrot glimmende Glut – all das lässt sich im Feuer gut beobachten. Ihr könnt eine Feuerschale nutzen, das ist oftmals am einfachsten (und auch am sichersten). Verständigt euch vorher über Sicherheitsvorkehrungen (z. B. das einmal ins Feuer gehaltene Stöcke nicht wieder herausgezogen werden), dann ist ein gemeinsames Schauen ins Feuer für alle ein ungetrübtes Vergnügen.
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